Avast, ein weltweit führender Anbieter von Lösungen für digitale Sicherheit und Datenschutz, befragte weltweit über 6.000 Eltern zu ihren Erfahrungen mit Homeschooling. Ziel der Umfrage* war es mitunter, herauszufinden, ob das digitale Lernen in der Corona-Zeit sicherheitsrelevante und datenschutzrechtliche Vorgaben berücksichtigt. Aus den Antworten der Befragten geht hervor, dass in Deutschland in beiden Bereichen dringender Handlungsbedarf besteht.
So geht hervor, dass nur ein Viertel der deutschen Eltern (25 Prozent) Kinderschutz-Software nutzt. In den USA sind es dagegen mit 45 Prozent fast die Hälfte der Befragten. Auf den Plätzen zwei und drei liegen Großbritannien und Australien mit je 38 Prozent. Deutschland liegt auf dem zehnten Platz (von zwölf befragten Ländern), gefolgt von Japan und Frankreich mit je nur zwei Prozentpunkten weniger (23 Prozent). Weniger als ein Drittel (28 Prozent) der deutschen Erziehungsberechtigten beobachtet, welche Apps das Kind verwendet. In Brasilien und Mexiko sind es mit 62 und 65 Prozent doppelt so viele. Noch weniger Kontrolle als Deutschland gibt es nur noch in Japan mit 22 Prozent.
Verbesserungsbedürftige Sicherheitsvorkehrungen und Datenschutzmaßnahmen
„Wenn Schüler sicher auf Laptop, Tablet oder Smartphone lernen sollen, können die gerade mal 50 Prozent der Eltern, welche die Geräte ihrer Kinder mit Antivirenscanner absichern, nur ein Anfang sein. Außerdem sollten mehr als die aktuell 40 Prozent der Befragten ihre Kinder darüber aufklären, woran sie zuverlässige Internetquellen bei der Online-Suche erkennen”, sagt Oliver Kunzmann, Cybersicherheitsexperte bei Avast.
Aus Sicht von 37 Prozent der Eltern haben die Lehrkräfte keine Regeln für den Datenschutz beim digitalen Lernen kommuniziert. Rund ein Drittel berichtet sogar von Schularbeiten, die andere Schüler und Eltern offen auf Webplattformen einsehen können. Nur 25 Prozent der deutschen Lehrerinnen und Lehrer hielten sich nach Einschätzung der Eltern an Datenschutzregeln. Deutschland schneidet hier im internationalen Vergleich schlecht ab. In den USA waren es 56 Prozent der Lehrer, die das Thema Datenschutz ernst nahmen und 52 Prozent in Mexiko. Nur die Lehrer und Lehrerinnen in Russland waren mit 22 Prozent noch nachlässiger.
Für Unsicherheit unter den Lehrern sorgt unter anderem Thüringens Datenschutzbeauftragter, der ihnen bis zu 1.000 Euro Strafe bei Datenschutzverstößen im Homeschooling androht. „Datenschutzbehörden sollten Lehrer darin unterstützen, datenschutzkonforme Lösungen für Video-Konferenzen und andere digitale Lernformen einzusetzen“, fordert Oliver Kunzmann.
Lehren aus dem digitalen Crashkurs in Corona-Zeiten
Homeschooling bleibt auch in Zukunft ein wahrscheinliches Szenario für Lehrer, Schüler und Eltern. Die Technik wie schnelles Internet, WLAN-Hotspots, Computer sowie Schulplattformen, Lern-Apps und Video-Tools ist in vielen Fällen vorhanden, aber bei Weitem nicht flächendeckend. Das will die Bundesregierung mit dem Digitalpakt Schule korrigieren, der seit Mai 2019 gilt und bis 2024 fünf Milliarden Euro zum Ausbau der digitalen Infrastruktur bereitstellt. Laut einer Focus-Umfrage unter den zuständigen Kultusministerien wurden bisher Anträge von Schulen in Höhe von 125 Millionen Euro bewilligt.
„Das Tempo für die Umsetzung des Digitalpaktes Schule muss anziehen, sonst droht der derzeitige Schub beim digitalen Lernen zu verpuffen. Das erfordert ein bundesweit einheitliches Konzept, welches Datensicherheit und -schutz in allen Facetten berücksichtigt“, regt Oliver Kunzmann an.
*Für die Umfrage im Auftrag von Avast hat das Marktforschungsunternehmen Toluna mehr als 6.000 Eltern in den USA, Mexiko, Argentinien, Brasilien, Australien, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Russland und Japan zum Fernunterricht in der Corona-Pandemie befragt. In Deutschland nahmen im Juni und Juli 2020 508 Personen an der Erhebung teil.